Frage:

Regenwassernutzung und Gründächer
Ricardo Lopez Caballero am 31.10.2001

Wir suchen Informationen und Erfahrungen über Regenwassernutzung in Verbindung mit extensiv begrünten Dächern. Vermeidung/Verringerung von Verfärbungen und Geruchsbelästigungen durch Huminstoffe/organische Zusätze.



Die Experten-Antwort von Detlev Steinle

In meinem Ratgeber wird bereits darauf hingewiesen, daß eine Regenwassernutzung bei Dachbegrünung nur eingeschränkt (Gartenbewässerung) möglich ist. Diese Einschränkung hat seinen Grund in dem unlösbaren Problem, das von Ihnen angesprochen wird und den praktischen Erfahrungen.

Dachbegrünung und Regenwassernutzung sind grundsätzlich eine unpassende Kombination. Dachbegrünung hat unter anderem die Aufgabe Niederschlagswasser zurück zu halten und zu verdunsten, was einer Nutzung des Niederschlagswassers wiederspricht. Die sinnvollere Kombination für eine Regenwasserbewirtschaftung ist in der Regenwassernutzung mit nachgeschalteter Versickerung zu sehen.

Die Färbung des Regenwassers bei Gründächern stammt aus Stoffen, die im Wasser gelöst sind und auch Nährstoffe enthalten. Diese Stoffe sind in einer Nutzungsanlage unerwünscht und können mit keiner wirtschaftlich vertretbaren Technik entfernt werden. Die natürlichen, mikrobiologischen Funktionen in einer Zisterne sind mit diesen Stoffen überfordert, was zu einem erhöhten Sauerstoffverbrauch und "umkippen" des Wassers führen kann.



Nachfrage:

Sandfilter?
Ricardo Lopez Caballero am 05.11.2001

erst einmal vielen Dank.

Unser Substratlieferant des Gründaches meint, die Nährstoffe kämen vorwiegend durch die Pflanzen auf dem Dach, abgestorbene Teile etc., ggfs. würde ein Sandbett als Filter weiterhelfen, ähnlich wie bei einer Kläranlage, Details konnte er allerdings auch nicht nennen.

Wenn wir unser Gründach "abklemmen", dann haben wir nur noch ca. 45-50% nutzbarer Dachfläche als Auffangfläche für Regenwasser, und dann ist wohl unsere Zisterne zu gross, sodass bei unzureichendem Überlauf wohl die gleichen Probleme wieder auftreten können.

Allerdings käme bei uns evtl. ein Sand-/Kiesbett durchaus in Betracht, damit unser noch anzulegender Garten bei starken Regenfällen nicht versinkt (Lehmboden). Wäre das hierbei aufgefangene Regenwasser für eine RWNA nutzbar ? Und wenn ja, wie würde so etwas aussehen ? Haben sie weitergehende Empfehlungen oder Literaturquellen /-hinweise ?
Vielen Dank.



Die Experten-Antwort von Detlev Steinle

wie bereits in meiner ersten Antwort mitgeteilt, können gelöste Stoffe mit keiner wirtschaftlich vertretbaren Technik entfernt werden. Hierbei hilft
auch kein Sandfilter, wie Ihr Substratlieferant meint. Wenn Sandfilter, dann müßte er eine Höhe von mind. 1,50 mtr. haben, oder Sie bauen gleich eine Pflanzenkläranlage. Handelsübliche Sandfilter reichen nicht aus und stellen zusätzliche Probleme dar (vgl. Ratgeber).

Bei der Planung Ihrer Anlage hätten Sie von Ihren Handwerkern/Lieferanten auf das Problem der eingeschränkten Nutzung aufmerksam gemacht werden müssen, es sei denn der Lieferant der Regenwasseranlage wußte nichts von dem Gründach.

Wenn Sie das Gründach abklemmen, verlieren Sie zwar ca. 45%-50% Auffangfläche, aber nur ca. 1/3 des Ertrages, da aus der Gründachfläche ohnehin nur ca. 35% der Niederschlagsmenge abfließen (können Sie auf meiner Seite nachrechnen).

Eine nachträgliche Reduzierung des Nutzvolumens der Zisterne ist bei REWALUX-Anlagen problemlos möglich, um bei Überdimensionierung ein Überlaufen zu ermöglichen. Ich kenne Ihre Anlagentechnik nicht, so daß Sie diese Möglichkeit mit Ihrem Anlagenlieferanten besprechen müßten.